1975

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1980-1981

 

1986-1995

 

 

1995

 

 

Beginn einer grundsätzlichen Neuausrichtung im Erziehungs-wesen: Wandel vom Kollektiv-system mit grossen Schlafsälen hin zu einem Wohngruppensystem und einer individuellen Betreuung und Förderung der Kinder. Weiter nur Aufnahme von männlichen Kindern und Jugendlichen.

 

Gesamtsanierung Ritterhaus.

 

Umfangreiche Gesamtsanierung der Klosteranlage.

 

Neues Betriebs- und Erziehungs-konzept nach Abschluss der Reno-vation - Erstmalige Aufnahme von Mädchen und Knaben (Koedukation).

 

1994 Lithographie von Alfred Blattner

1975 - 2000: 25 Jahre auf dem Weg in eine neue Zukunft

 

Das bauliche und pädagogisches Neukonzept

 

Nachdem viele Jahre lang das primäre Erziehungsprinzip harte körperliche Arbeit gewesen war, erhielt die Schule schrittweise eine stärkere Gewichtung. Die Eröffnung einer dritten Abteilung ermöglichte kleinere Schülergruppen. Als Entlastung für die Lehrer veranlasste die Heimleitung den Abbau ihres Betreuungsdienstes ausserhalb der Schulstunden. Trotzdem blieb kaum ein Lehrer länger als zwei Jahre.

 

Annemarie und Franz Röllin übernahmen 1975 eine schwierige Aufgabe zur Neuorientierung in der Erziehung. Das pädagogische Konzept in Olsberg änderte sich rasch. Der Wechsel vom reinen Knabeninstitut zur koedukativen Erziehung von Knaben und Mädchen dauerte 20 Jahre. Man wollte auch den Wandel vom «Heim als Sammeltopf für alle die keinen Platz finden» zu einem Schulinternat, das die Bedürfnisse einer Region für verhaltensbeeinträchtigte Kinder über die ganze Schulzeit abdeckt. Die Aufnahme der Kinder zwischen 10 und 15 Jahren, erfolgte aus sozialen,  zivil- und strafrechtlichen Gründen, wobei eine Normalbegabung vorausgesetzt wurde.

 

Das Alltagsleben für die Kinder wurde rasch bunter, abwechslungsreicher und vor allem individueller. Mit viel Improvisationskunst entstanden in kurzer Zeit aus den Schlafsälen in Kombination mit den Gängen familienähnliche Gruppen- und Wohnräume und kindergerechten Schlafzimmern.

 

Die Entlastung der Lehrer und die Einstellung von mehr Erziehern brachte eine Erweiterung des Stellenplans auf insgesamt 20 Vollzeitstellen (Hauswirtschaft, Landwirtschaft und Gärtnerei inbegriffen). Die Zahl der Schüler reduzierte man auf 24. Ab 1975 lebten die Knaben in drei (improvisierten) Wohngruppen, womit eine Art Familiensystem erreicht wurde.

 

In der Beobachtungsabteilung versuchten wir, den Ursachen der mannigfaltigen Lebens- und Schulprobleme nachzugehen und die Persönlichkeit des Kindes zu erfassen. Dabei half uns eine Psychiatrin, die regelmässig im Stift arbeitete und die am Schluss des Beobachtungsaufenthaltes ein Gutachten erstellte.

 

Die Durchgangsstation diente Schülern, die notfallmässig aus erzieherischen und fürsorgerischen Gründen aus ihrem Milieu weg mussten, und die für kurze Zeit bei uns aufgenommen werden, bis ein definitiver Platz an einem andern Ort für sie gefunden wurde.

 

Die Schule wandelte sich von der Gesamtschule zu einer Individualschule, in dem das einzelne Kind dort abgeholt wurde, wo es stand und nach individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten gefördert wurde. Die Nischenpädagogik ermöglichte uns selbst schwierigste Kinder in ausserordentlichen Situationen aufzufangen und zu tragen. Dank Unterstützung von verschiedenen Seiten konnten die Eisbahn und das Schwimmbad Rheinfelden regelmässig und günstig zur sportlichen Betätigung benutzt werden.

 

Die Schul- und später auch die Werklager ermöglichten ein legales Ausbrechen aus dem Alltag. Die Lager nahmen thematisch Bezug auf die vier Jahreszeiten und die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft. Das Lager auf der Alp Valtnov, hoch über Weisstannen gelegen, war als Schul- und Werklager konzipiert. Das Skilager wurde mal als Gruppen- oder Gesamtlager von unterschiedlicher Dauer durchgeführt. Schwerpunkt war dabei immer die Kombination von Schule und Sport. Das Lager in Riveo im Maggiatal war nur mit Unterstützung einer Steinbruchfirma und entsprechender Bewilligung des Kantons Tessin möglich. Das Leben und Lernen in einer wilden Flusslandschaft mit einer reichen Pflanzen- und Tierwelt und einem unbequemen steinigen Untergrund hatte seinen eigenen Reiz. Das Kanulager – erst reines Ferienangebot – wurde später ein fester Bestandteil für die Oberstufe.

 

Wesentlich war der Einbezug der Eltern in unsere Arbeit. Das war für alle völlig neu und die Eltern nahmen das Angebot dankend an. Langwieriger war es die einweisenden Instanzen zur Mitarbeit zu bewegen. Nach einer harzigen Startphase war es schliesslich möglich, dass alle Kinder ihre Schulferien und Wochenenden zu Hause verbringen konnten.

 

Zur Umsetzung des pädagogischen Konzepts brauchte es dringend auch bauliche Massnahmen um dieses Ziel erreichen zu können.

 

Bei der Planung für das neue Konzept halfen Mitarbeiter, Schüler und Eltern gemeinsam mit. Die Vorlage «Neukonzeption» wurde 1980 im Grossen Rat gutgeheissen und der Planungskredit bewilligt. 1982 erfolgte die Ausschreibung zum Architekturwettbewerb. 1985 genehmigte der Grosse Rat einen Kredit von 15.7 Millionen Franken. Ende 1987 begannen die Bauarbeiten, die 1995 ihren Abschluss fanden.

 

Nach Abschluss der Renovations- und Umbauphase war es endlich möglich auch Mädchen aufzunehmen.

 

Die Umstellung der Landwirtschaft auf biologische Betriebsführung erfolgte nicht reibungslos. Die Regierung entschloss sich schliesslich für eine Ausgliederung des landwirtschaftlichen Betriebes und der Verpachtung des Hofes mit der Auflage zu biologischer Betriebsführung.