1846-1860

«Pestalozzistiftung der Deutschen Schweiz»

Pestalozzistiftung der deutschen Schweiz

 

Zum 100. Geburtstag Heinrich Pestalozzis suchten einige Männer ein Denkmal zu errichten, das ein lebendiges Zeugnis der Arbeit Pestalozzis sein sollte. Sie dachten an die Gründung einer Schule, in der dem Geiste Pestalozzis nachgelebt würde. Ihr Ziel war«... eine Anstalt für die Armen, für die Kinder, für die Verwahrlosten ...». Heinrich Zschokke darf als der eigentliche Initiator der «Pestalozzistiftung der deutschen Schweiz» angesehen werden. Mit vollem persönlichem Einsatz stand er hinter diesem Projekt. Träger wurde eine private Stiftung, der ein Stiftungsrat vorstand. Als Verbindungsglied zum Heim wirkte ein Stiftungsausschuss. Zur Realisierung boten sich das Gut Neuhof bei Birr und die leerstehenden Räume des ehemaligen Klosters Olsberg an. Die Gründungsversammlung vom 12. Januar 1846 bestimmte Olsberg als Standort.

 

Mit vier Schülern nahm die Anstalt am 25. Januar 1846 ihre Tätigkeit auf. Aus dem Bestreben, ein Heim für beide Konfessionen zu schaffen, wurde in Olsberg eine katholische und eine protestantische Familie zur Betreuung der entsprechenden Kinder eingesetzt. Jede lebte für sich autonom und führte eine eigene Gesamtschule. Jede hatte zwischen 12 und 15 Jucharten Wiesen und Ackerland und dazu die Hälfte der Stiftsgärten zu bewirtschaften. Dem Staat, Eigentümer der ehemaligen Klosteranlage, musste nur ein geringer Pachtzins entrichtet werden. Trotzdem waren die ökonomischen Verhältnisse schwierig. Wachsende Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Familien erschwerten die Arbeit zusehends und die Doppelwirtschaft bewährte sich immer weniger. Der Stiftungsrat bestellte schliesslich einen Direktor, der den beiden Familien vorgesetzt wurde, um eine Besserung der Situation zu erreichen. Die Hoffnungen zerschlugen sich aber und die Aufgabe des Familiensystems drängte sich auf. Der Stiftungsrat reorganisierte das Heim, hob die Doppelwirtschaft auf und setzte einen erfahrenen Leiter ein.

 

Zwei Hilfslehrer unterrichteten die Schüler. Der Hausvater führte für die Ältesten eine Fortbildungsschule. Die Versorger - Gemeindebehörde, Pfarramt und weitere mehr - waren verpflichtet, bei der Berufswahl und bei der Suche einer Lehrstelle oder eines Arbeitsplatzes mitzuhelfen.

 

Zu Folge der Neuorganisation 1852 war das Areal von 62 Jucharten Wiesen- und Ackerland, nebst 12 Jucharten Wald wieder gesamthaft zu bewirtschaften. Dies besorgten alle männlichen Mitarbeiter des Heimes, wobei die Knaben neben der Schule entscheidend in der Landwirtschaft mithalfen, während die Mädchen in Haus und Garten arbeiteten.

 

Jahrelange Missernten und die Kartoffelkrankheit verhinderten eine genügende Eigenversorgung. Trotz Erhöhung der Kostgelder und Verrechnung von Zusatzabgaben musste das Vermögen angegriffen werden. Die Leitung der Pestalozzistiftung konnte zwar auf sehr gute erzieherische Erfolge zurückblicken, sah sich aber gezwungen, nach neuen Lösungen zu suchen. Die prekäre Finanzlage zwang den Stiftungsrat, das Heim anderen Händen anzuvertrauen.

 

So gelangte man schliesslich an den Kanton Aargau mit der Bitte, die Institution unter Beibehaltung des Namens «Pestalozzistiftung» im gleichen Sinn und Geiste weiterzuführen. Der Grosse Rat nahm das Anliegen wohlwollend entgegen und verabschiedete am 23. Mai 1860 ein entsprechendes Dekret. Damit war das Fortbestehen des Heimes gesichert.

Heinrich Zschokke 1771 - 1848

Leitendes Gründungsmitglied der «Pestalozzistiftung der deutschen Schweiz»